3. Combining forms oder Affixoide? - Ein Streit um Begriffe
Mit der neuen Definition wird den Combining forms eine Zwischenstellung zugewiesen: Es handelt sich bei ihnen weder um Affixe noch um Kompositionsglieder. Dennoch teilen sie mit beiden jeweils ein Kriterium: Mit den Affixen verbindet die Combining forms die Gebundenheit, mit den Kompositionsgliedern haben sie einen relativ hohen Gehalt an lexikalischer Information gemein.
Als Zwischenformen treten Combining forms aber in Konkurrenz mit anderen Formen der Fachliteratur, die über die unterschiedlichsten Definitionen ebenfalls einen Platz zwischen den Kompositionsgliedern und den Affixen beanspruchen.
Unter "semi-suffixes" versteht Marchand "such elements as stand midway between full words and suffixes." Als Halbsuffixe subsumiert er terminale heimische Formen wie
Halbsuffixe und nicht bloß Suffixe sind die obigen Formen für
Marchand aus folgendem Grund: "Some of them are used only as
second-words of compounds, though their word character is still
clearly recognizable."
Worauf er bei "word character" anspielt, ist nicht ersichtlich.
Marchand definiert den Begriff "word" selbst ausschließlich distributionell als "free morpheme".
Dies kann er mit "word character" bei Halbsuffixen ja wohl nicht meinen. Meint vielleicht auch Marchand hier eigentlich einen Lexemcharakter? Tatsächlich werden seine Halbsuffixe teilweise als Combining forms verzeichnet:
Was Marchand als Halbaffix beschreibt, nämlich Wortbildungselemente, die zwischen den Kompositionsgliedern und den Affixen anzusiedeln wären, wird in der Germanistik auch häufig als Affixoid bezeichnet:
Vergleicht man etwa Collins' Einträge unter
Affixoide sind nach Fleischer Wortbildungselemente, die sich im Übergang vom Kompositionsglied- zum Affixstatus befinden.
Gegen diesen Begriff wenden Schmidt et al. zu Recht ein:
"Es kann nicht geleugnet werden, daß lexikalische Einheiten im Laufe
ihrer Entwicklung z.B. vom Grundmorphem zum Affix geworden sind,
d.h. die Kategorie gewechselt haben. Doch synchron gesehen lassen
sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt nur entweder als das eine
oder das andere identifizieren."
3.3. Tietzes affixartiges Ableitungselement
Tietze versteht unter präfix- bzw. suffixartigen Ableitungselementen solche Formen, "die sich aus vollständigen linguistischen Zeichen durch Kürzung entwickelt haben"
auto- aus automatic:
auto- aus
auto court, auto-rodeo, autosilo, autosled, auto-tramp;
heli- aus helicopter:
helibus, helipilot, heliport, heliscoop, helitrip;
tele- aus television:
telecamera, telecourse, telefilm, telerecording, telescreen, telestation;
danceathon, moviethon, smearathon, walkathon;
camelcade, motorcade, shouldercade;
cheese-burger, Paul-Bunyan-burger, Nixonburger;
airtel, boatel, motel, appartel;
In der Tat werden Tietzes affixartige Ableitungs
Stein steuert einen weiteren, wiederum abweichenden Affixoidbegriff
bei. Sie unterscheidet zwei Typen von Combining forms; solche die
eine freie Variante haben, wie Euro- zu Europe
Affixe wie
"Affixoids
3.5. Kritik am Begriff des Affixoids
Eines haben die hier vorgestellten "affixartigen Ableitungselemente",
"Halbaffixe" und "Affixoide" gemeinsam; sie decken jeweils nur einen kleinen und meist jeweils einen anderen Teil des Gesamtspektrums der in gängigen einsprachigen Wörterbüchern als Combining forms bezeichneten Formen ab. Dabei sollte man doch eher das Gegenteil erwarten: Begriffe wie "affixartig" und "Affixoid" sollten Oberbegriffe sein, denn affixartig oder affixoid sind Affixe auch: Der Hase
Schon wegen der offensicht
"Combining form" ist der passendere Begriff und bei distributionell-semantischer Definition (gebundenes Wortbildungselement mit relativ hohem Gehalt an lexikalischer Information) ergibt sich die größtmögliche Übereinstimmung mit der lexikographischen Praxis.